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Mobilitätsratgeber für Jungfamilien

(inklusive werdenden und geplanten)

Vorwort: Anlass und Zweck

Ergebnissen aus der Mobilitätsforschung zufolge kommt es häufig vor, dass junge Erwachsene zunächst ein differenziertes Mobilitätsverhalten aufweisen und oft auch ohne eigenes Auto auskommen, dem positiven Schwangerschaftstest aber sehr bald der Kauf eines "Familienautos" folgt und die Familienmobilität schlussendlich wieder sehr autozentriert abgewickelt wird. Nachdem ich Verkehrsplaner mit Schwerpunkt öffentlicher und nicht motorisierter Verkehr bin und ingesamt etwa drei Karenzjahre der Betreuung meiner Kinder (Jahrgänge 2002 und 2005) gewidmet und dabei teils am Land und teils in der Großstadt gewohnt habe, hat mich dies dazu angeregt, diesen Ratgeber zu verfassen. Er ist all jenen gewidmet, die für den kommenden Lebensabschnitt als Familie verschiedene Optionen für das zukünftige Mobilitätsverhalten erwägen und soll zur Beantwortung folgender Fragen beitragen:

Nachdem nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder verschieden sind und daraus eine endlose Fülle verschiedenartiger Eltern-Kind-Beziehungen entsteht, sind vor allem jene Ratschläge, die in Zusammenhang mit kindlichem Verhalten stehen, stets relativ zu sehen und werden nie für alle Kinder zutreffen. Aus dem selben Grund bemerken oft gerade solche Eltern, die sich das Familienleben zuvor recht detailreich ausgemalt und geplant haben, dass die Realität recht anders (das heißt nicht unbedingt schlechter!) aussehen kann. Daraus lässt sich bereits der Ratschlag ableiten, vor der Familiengründung und evtl. auch in den ersten Jahren möglichst wenige langfristige, weitgehend unumkehrbare Entscheidungen zu treffen und große Investitionen durchzuführen.

Was alles mit dem Mobilitätsverhalten zusammenhängt

Unterschiedliches Mobilitätsverhalten bedeutet viel mehr, als die Frage, mit welchem Verkehrsmittel eine bestimmte Wegstrecke zurückgelegt wird. Eine grundsätzliche Ausrichtung auf öffentlichen Verkehr, Auto oder Fahrrad sowie die Verkehrserschließung des Wohnsitzes haben folgende weiterreichenden Auswirkungen:

Rahmenbedingungen der familiären Mobilität

Wohnstandort und wichtigste Fahrziele

Die für die Mobilitätsoptionen entscheidendste Rahmenbedingung ist die Wahl des eigenen Wohnstandorts im Bezug zu den wichtigsten Fahrzielen. Leider wird gerade diese Entscheidung häufig zu früh, ungünstig und finanziell praktisch irreversibel getroffen: Das selbst (mit)gebaute und auf Kredit finanzierte Einfamilienhaus abseits von Nahversorgung und öffentlichem Verkehr wieder aufzugeben wäre meist mit großen Verlusten verbunden.
Ein verkehrlich günstiger Wohnstandort bedeutet zunächst, eine Haltestelle des Öffentlichen Verkehrs in fußläufiger Entfernung zu haben - je nach Ausdauer also etwa 300-1000 m. Wichtige Versorgungs- und Dienstleistungseinrichtungen sollten möglichst auch direkt zu Fuß erreichbar sein, insbesondere wenn das öffentliche Verkehrsmittel lange Intervalle oder kurze Betriebszeiten aufweist. Dass städtische Gebiete besser versorgt und erschlossen sind, als ländliche, ist generell zweifellos richtig, im Einzelfall kann jedoch eine Einfamilienhaussiedlung am Rand einer Großstadt schlechter dastehen, als eine kompakte ländliche Kleinstadt. Zur Prüfung des Einzelfalls empfiehlt es sich daher dringend, gründlich die Fahrpläne zu studieren: Nicht nur Bushaltestellen können sich als Schulbushaltestellen entpuppen, auch was in einer Immobilienannonce als "S-Bahn-Anschluss" bezeichnet ist, ist manchmal eine Regionalbahn ohne Verkehr abends und am Wochenende. Am besten beurteilt man die Fahrplanqualität anhand der wichtigsten persönlichen Fahrtziele mithilfe der "Fahrplanheft"-Funktion der Online-Fahrplanauskünfte, mit der man nicht nur die aktuell jeweils nächsten Verbindungen angezeigt bekommt, sondern alle Verbindungen des Tages inkl. Fußnoten für Wochenende, Feiertage etc. (siehe
ÖBB,DB oder SBB, enthalten zumeist auch Busse und Stadtverkehr). Bei den möglichen Fahrzielen sollte beispielsweise auch daran gedacht werden, dass heutzutage praktisch kein Arbeitsplatz mehr hundertprozentig sicher ist, man also auch überlegen sollte, wo am ehesten andere potenzielle ArbeitgeberInnen angesiedelt sein könnten. Zumindest in den ersten Jahren ist auch der Kinderarzt oder die Kinderärztin ein relativ häufiges Fahrziel, das tunlichst auch ein Elternteil ohne Hilfe des zweiten erreichen und dabei auch noch etwaige Geschwister mitnehmen können sollte. Gerade wenn man mit Baby oder Kleinkind aus der bisherigen Wohnumgebung wegzieht, sollte man sich auch darüber Gedanken machen, wie man für BesucherInnen erreichbar ist, um Vereinsamungsgefühlen vorzubeugen.
Vor einem praktisch nur per Auto (oder Fahrrad) erreichbaren Wohnstandort kann nur eindringlich abgeraten werden: Jeder Ausfall sowohl eines Fahrzeugs, als auch der Fahrtüchtigkeit der Person, die es lenken soll, wird hier zum Problem. Was soll man da beispielsweise tun, wenn man von der Ärztin für sechs Wochen ein Medikament verschrieben bekommt, das die Reaktionsfähigkeit einschränkt? Oder wenn es zwar Großeltern gibt, die auf das krank gewordene Kind aufpassen könnten, auf deren Auto aber noch immer keine Winterreifen montiert wurden? Selbst wenn man allerlei solche Kalamitäten gemeistert hat, wird eine solche Lage spätestens dann zum Bumerang, wenn die Kinder lange vor dem Führerscheinalter reif für diverse Nachmittagsaktivitäten geworden sind und zumindest ein Elternteil laufend mit Bring- und Holdiensten beschäftigt ist.
Auch bei optimaler Lage des Wohnstandorts ist in der frühen Kindheit ein Ausstattungsmerkmal sehr wichtig: Ein Lift, sofern die Wohnung nicht ebenerdig liegt. Kind und eventuelles Gepäck über Stiegen zu schleppen ist nicht nur mühsam, sondern verunmöglicht oft auch Aktivitäten am Abend oder zur Tagschlaf-Zeit, weil das Kind dabei viel eher und nachhaltiger aufwacht, als wenn man es einfach im Kinderwagen liegen lassen oder nur über eine kurze Strecke ins Bett umlegen kann.

Alter des Kindes bzw. der Kinder

Die den Tagesablauf und das Mobilitätsverhalten beeinflussenden Bedürfnisse von Kindern ändern sich laufend mit deren Alter, wobei folgende Kriterien zu erwähnen sind:

Anzahl der Kinder und Betreuungsformen

Bei mehreren Kindern sind naturgemäß verschiedene Bedürfnisse zu berücksichtigen. Am anspruchsvollsten sind dabei wohl Zwillinge im Kinderwagenalter, aber auch noch bei 3-4 Jahren Altersunterschied kann es durchaus vorkommen, dass auch das ältere Kind während eines Tagschlafs einen Kinderwagen gut brauchen könnte.
Nachdem Bewegung Ortsveränderung pro Zeit bedeutet, haben auch Zeitbudgets und Zeitmanagement große Bedeutung für das Mobilitätsverhalten. Aus diesem Blickwinkel hat die Arbeitsteilung in der Familie und mit außerhäuslichen Betreuungsdiensten großen Einfluss: Im Fall von Karenzurlaub eines oder Teilzeitarbeit beider Elternteile ist für Aktivitäten, zu denen man das Kind mitnehmen kann, Zeit in Hülle und Fülle vorhanden. Die Notwendigkeit eines täglichen Einkaufs stellt hier geradezu einen willkommenen Anlass dar, die Wohnung zu verlassen. Diese Abwechslung kann mit Spaziergang und Spielplatzbesuch in die Länge gezogen werden und im Idealfall kommt man um die Mittagszeit mit einem schlafenden Kind im Kinderwagen nach Hause und hat ein kostbares Stück Zeit "für sich" gewonnen - oder auch nur für jene Haushaltstätigkeiten, die neben dem noch recht kleinen Kind nicht recht machbar sind. Arbeiten hingegen beide Eltern (fast) Vollzeit, so wird bald einmal die Zeit als knapp empfunden, die man voll und ganz seinem Kind widmen kann. Der Haushalt funktioniert in diesem Szenario ohnehin meist nur mit bezahlter externer Hilfe.
Alleinerziehende (egal ob vom anderen Elternteil getrennt oder bloss von diesem mit Kinderbetreuung und Haushalt alleine gelassen) sind grundsätzlich ebenso in hauptsächlich Kinder betreuende und hauptsächlich Erwerbstätige einzuteilen. Im Vergleich zu paarweise erziehenden besteht zumeist entweder mehr Vereinsamung und Unterforderungsfrust, oder mehr Stress und das Gefühl, das eigene Kind zuwenig zu sehen, sowie ein noch größerer Mangel an kinderloser Freizeit und bei unzureichenden Unterhaltszahlungen ein stark eingeschränkter finanzieller Spielraum.

Kinder- und Alltagsverträglichkeit von Verkehrsmitteln

Schlafwagenidylle

Bewegungsfreiheit versus Privatsphäre

Während Kinder sich im Autokindersitz angeschnallt kaum noch bewegen können, ist die Bewegungsfreiheit in öffentlichen Verkehrsmitteln grundsätzlich wesentlich höher. Im Detail ist auch hier jedoch eine Abstufung gemäß der jeweiligen Fahrdynamik zu beachten: die Ruck- und Beschleunigungswerte nehmen von der konventionellen Eisenbahn über Hochgeschwindigkeitszüge, Metro und Straßenbahn bis zum Autobus merklich zu. Während man ein Kind in einem konventionellen Fernzug durchaus ohne größeres Verletzungsrisiko herumlaufen lassen kann, muss es im Autobus zumindest am Schoß oder im Kinderwagen sitzen. Mit Ausnahme von Fernbussen trifft es sich aber glücklicherweise, dass die Verkehrsmittel mit ungünstigerer Fahrdynamik in der Regel nur für kürzere Strecken verwendet werden. Je kleiner die Kinder, umso stärker fällt auch ins Gewicht, dass man sich als Elternteil in öffentlichen Verkehrsmitteln während der Fahrt viel mehr dem Kind widmen und sich um es kümmern kann, beispielsweise durch Tragen, Füttern, Stillen, Spielen oder Wickeln. Mit dem Auto oder dem Fahrrad wären hingegen für viele dieser Aktivitäten Pausen notwendig, die die Fahrt erheblich und vorallem unvorhersehbar verlängern können.
Kinderspielbereich in einem SBB-Doppelstockzug
Ein Vorteil des Autos ist freilich die Privatsphäre, sozusagen nach dem Motto "Im Auto schreit das Kind zwar, dafür hört es außer mir niemand". Im öffentlichen Verkehr ist auch hier der Eisenbahnfernverkehr am geeignetsten, wo häufiger Abteilwagen eingesetzt und eigene Eltern-Kind-Abteile oder -Bereiche sowie Stillabteile angeboten werden. Ein Kapitel für sich sind Kinderspielabteile, hier reicht das Spektrum von der pädagogisch wertlosen Video-Endlosschleife im ÖBB-Railjet bis zum genialen Spielplatz mit Rutsche, Klettergerüst und Memorywand in den SBB-Doppelstock-Intercitys. Auch Schiffe haben häufig einen Kinderspielbereich.
Wie sehr das elterliche Gewissen und Wohlbefinden beeinträchtigt wird, wenn die Geräuschentwicklung (Kinder sind grundsätzlich keine Lärmquelle) die Mitmenschen beeinträchtigt, ist stark persönlichkeitsabhängig. Mein Genierer hält sich da ehrlich gesagt in Grenzen: Niemand ist volljährig und wohlerzogen auf die Welt gekommen und wenn beispielsweise ein Nahverkehrszug 500 Sitzplätze hat, so müssen sich empfindliche Personen nicht unmittelbar neben dem Kinderwagenstellplatz niederlassen. Umgekehrt trifft man in öffentlichen Verkehrsmitteln auch häufig auf Menschen, die sich über die Begegnung mit Kleinkindern freuen und wenn ich selbst einmal alleine Zug fahre und ein Baby schreien höre, so denke ich bestenfalls "diesmal bin ich nicht angesprochen" und arbeite unbekümmert am Laptop weiter. Ähnlich persönlichkeitsabhängig ist auch der Zugang von Müttern zum Stillen in der Öffentlichkeit: Für manche kommt es grundsätzlich nicht in Frage, andere belastet es unter Verwendung geeigneter, diskretionssteigernder Kleidung nicht sonderlich. Wo es ein Rollstuhl-WC gibt, gibt es meistens auch einen Wickeltisch, ansonsten sucht man sich bei Bedarf eben eine Ecke, wo man möglichst wenig stört.
Ein Sonderfall sind freilich Nachtzüge, diese sollten nicht verwendet werden, wenn das Kind erfahrungsgemäß nachts oft längere Zeit nicht zu beruhigen ist. Andererseits ist es in Nachtzügen am ehesten leistbar, sich als Familie ein ganzes Abteil zu reservieren, z.B. ein Schlafwagen-Dreierabteil für zwei Erwachsene und zwei kleinere Kinder.

Schlafkompatibilität

Dass ein Kind schläft, ist an sich in jedem Verkehrsmittel möglich, selbst in einer Rückentrage oder im Fahrradkindersitz, wenngleich in letzteren Fällen die Kopfhaltung oft recht unbequem aussieht und wohlmeinende Mitmenschen zu besorgter Nachfrage bewegt. Wesentlich heikler ist die Frage des Transfers von schlafenden Kindern zwischen Verkehrsmitteln sowie von diesen in die Wohnung etc. Ab dem 4. bis 6. Lebensjahr schlafen Kinder recht tief und sie im Schlaf umzulegen ist zwar physisch anstrengend, ansonsten aber unkritisch. Werden kleinere Kinder beim Umtragen geweckt, so kann das viel eher dazu führen, dass nicht nur die Vorstellungen der Eltern hinfällig sind, was sie während des Mittagsschlafs des Kindes endlich alles erledigen werden, sondern auch dass die kindliche Laune des restlichen Tages vom Schlafmangel beeinträchtigt wird. Bis ins Alter von 15 Monaten können Autokindersitze vom Typ "Babyschale" verwendet werden, die leicht samt schlafendem Kind umgetragen und an Kinderwagengestelle geklickst werden können, wenngleich KinderorthopädInnen von zu langem Aufenthalt in der Babyschale abraten. Die nächstgrößere Kindersitzgattung ist bereits sehr unförmig und kaum kinderwagenkompatibel. Ab diesem Alter ist die Kombination von zu Fuß gehen und öffentlichem Verkehr gegenüber Park-&-Ride oder reinen Autofahrten eindeutig vorteilhaft: Das Kind kann von zuhause über den Weg zur Haltestelle, das Verkehrsmittel selbst bis zum Fahrziel im Kinderwagen bleiben, oft auch noch während der Aktivität am Zielort selbst (z.B. im Supermarkt). Übrigens: Zur Not kann man einen Supermarkt auch sowohl mit Kinderwagen, als auch mit einem Supermarkt-Einkaufswagen durchqueren, indem man den Kinderwagen vor sich her schiebt und den Supermarktwagen hinter sich her zieht. Nur in Ausnahmefällen kann der aufgebaute Kinderwagen nicht bis zum Sitzplatz im Verkehrsmittel mitgenommen werden: Im Flugzeug, in eng bestuhlten (Reise-)bussen sowie in manchen Abteilwagen. In den letzteren zwei Fällen kann jedoch manchmal der obere Teil des Kinderwagens samt Kind umgetragen werden und es genügt, das Fahrwerk zusammenzuklappen und im Gepäcksbereich zu verstauen. Wohnsitzseitig hängt die Bedeutung dieser Problematik auch davon ab, ob für das Auto irgendwo im Grätzel ein Parkplatz zu suchen ist, oder ob das Kind mit Babyphon oder offener Auto- und Garagentüre einfach im Auto weiterschlafen kann. Das Fahrrad ist hier dem Auto gegenüber insofern im Vorteil, als es Fahrradanhänger gibt, die auch als Kinderwagen verwendet werden können, wenngleich ich mir nicht sicher bin, welche sonstigen Anforderungen an Kinderwägen diese dann erfüllen, insbesondere was die leichte Transportierbarkeit in öffentlichen Verkehrsmitteln betrifft.
Generell schlafen die meisten Kinder in Bewegung leichter ein und so kann der Schlaf auch zu viel werden: Hat das Kind unterwegs stundenlang geschlafen, so wird es möglicherweise abends nicht einschlafen können - ein Argument mehr für den Nachtzug.

Gepäckmitnahmekapazität

Ein häufig genannter Vorteil des Autos ist die Möglichkeit, viel Gepäck oder einen Großeinkauf mitzunehmen. Dies gilt zweifellos für ein großes und nicht voll besetztes Auto, zudem muss die Fracht nicht zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln umgeladen werden. Fährt jedoch die ganze Familie mit größeren Kindern auf Winterurlaub, so ist nicht nur ein Kleinstwagen bald voll, während wir auch schon sehr viel Gepäck (Faltboot+Campingausrüstung) in verschiedensten öffentlichen Verkehrsmitteln anstandslos untergebracht haben. Sollte da jemand mal meinen "was ist, wenn das jeder macht?", so kann man mit Fug und Recht antworten: "Ich mache das ja auch nicht jeden Tag!".
Die nichtmotorisiert beförderbare Frachtmenge lässt sich mit zwar z.B. mit Handwagen oder geeigneten Kinderwägen weit über jenes Maß steigern, das autogewohnte Menschen vermuten würden, dass ein Elternteil alleine mit vier kleinen Kindern den Lebensmittel- und Getränkebedarf der Familie für eine ganze Woche einkauft, geht so aber sicher nicht. Das ist eben eine der Wechselwirkungen zwischen Mobilitätsverhalten und sonstiger Alltagsgestaltung, denn mit öffentlichen Verkehrsmitteln lassen sich dafür häufigere, kürzere Besorgungen leichter mit einem Einschlaf-Spaziergang verbinden.

Sonstiges

Tipps zur Benützung öffentlicher Verkehrsmittel

Barrierefreiheit

Ein vorgesehener Gleisübergang
Im deutschsprachigen Raum ist meines Wissens die Barrierefreiheit im öffentlichen Verkehr schon recht weit gediehen. Relativ häufige Ausnahmen sind jedoch: Bei Stiegen oder Hochflur-Einstiegen kann ich nur dazu raten, eine etwaige Schüchternheit abzulegen und nötigenfalls andere Fahrgäste um Hilfe zu bitten, anstatt auf den nächsten Zug zu warten oder beim Versuch, es alleine zu schaffen, die ohnehin vom ständigen Kindertragen strapazierte Wirbelsäule endgültig außer Gefecht zu setzen. Nachdem die Damen und Herren Mitmenschen ihre Pension auch nicht im Lotto gewonnen haben, dürfen sie ruhig einmal im wahrsten Sinne des Wortes etwas beitragen. Wo vorhanden wäre freilich auch von MitarbeiterInnen des Verkehrsunternehmens Mithilfe zu erwarten, im Sinne der Pünktlichkeit ist es aber besser, wenn Fahrgäste helfen, als wenn einE SchaffnerIn vom anderen Ende des Zuges herbeieilen oder einE FahrerIn die Kabine verlassen muss. Mir erscheint es am praktischsten, wenn der/die HelferIn den Kinderwagen fahrzeugseitig an der Schiebestange ergreift und der Elternteil bahnsteigseitig an der Unterkante.
Ein ganzes Stockwerk über eine Stiege zu überwinden ist zwar wesentlich mühsamer, als die Einstiegsstufen eines Fahrzeugs, zur Not aber "peppelnd", also durch langsames Rollen über eine Stufe nach der anderen, auch alleine zu bewältigen. Mit dem Kinderwagen eine Rolltreppe zu benutzen wird zwar von den meisten Verkehrsbetrieben nicht gerne gesehen, stellt aber bei ausreichender Vorsicht meines Erachtens ein vertretbares Risiko dar.

Platzfindung im Fahrzeug

Auch wenn es darum geht, im Fahrzeug einen (passenden) Sitzplatz zu bekommen, gilt es zu fragen, anstatt sich zu ärgern, dass niemand von selbst aufgestanden ist. In 99% der Fälle wird der Bitte sofort entsprochen und meistens ist es nicht böser Wille, sondern schlicht Unaufmerksamkeit. Die mit Piktogrammen gekennzeichneten Plätze sind für nicht-"Bedürftige" auch nicht grundsätzlich tabu, sondern lediglich "bei Bedarf zu überlassen".
Um sich in Fernzügen eine mühsame Platzsuche im Zug zu ersparen, kann eine Platzreservierung hilfreich sein. Wenn man am Ausgangsbahnhof des Zuges einsteigt kann man auch einfach frühzeitig kommen, sofern es sich nicht um eines jener kundInnenfeindlichen Bahnunternehmen handelt, die Züge mutwillig erst kurz vor der Abfahrt bereitstellen (ZSSK und SNCF sind mir diesbezüglich bekannt). Weiters wird im Fernverkehr die Wagenreihung per Lautsprecherdurchsage und Aushang bekanntgegeben, sodass man sich gleich dort aufstellen kann, wo ein Waggon der passenden Klasse bzw. jener, für den man reserviert hat, zu stehen kommen wird. Oft ist es auch mehr oder minder berechenbar, dass sich die meisten Fahrgäste an einem oder beiden Enden des Zuges sammeln und man mit mehr Platz rechnen kann, wenn man sich die Mühe macht, die halbe Bahnsteiglänge zurückzulegen.

"Letzte Meilen" mit dem Auto

Wohnt man zwar selbst in fußläufiger Entfernung vom öffentlichen Verkehr, möchte aber jemanden besuchen, der oder die eineN mit dem Auto von Bahnhof oder Haltestelle abholt, so tritt das Problem der Pflicht und Notwendigkeit eines Kindersitzes auf. Besonders lästig ist dies im Alter von 1-4 Jahren, da die Kindersitze für diese Alterskategorie extrem schwer und unförmig und daher kaum zu Fuß und in öffentlichen Verkehrsmitteln mitschleppbar sind. Lösungen in Form eines Kindersitzverleihs oder anders gebauter Kindersitze (z.b. in der Art einer Bauchtrage, sodass das Kind am Schoss eines/r Erwachsenen sitzt) sind zwar denkbar, hat aber noch niemand umgesetzt. Für Kinder ab 15 kg gibt es seit neuestem Abhilfe in Form eines
aufblasbaren Kindersitzes. Ansonsten kann am ehesten noch probiert werden, dass der oder die GastgeberIn im Bekanntenkreis einen Kindersitz ausborgt und beispielsweise für Verwandte, die häufiger besucht werden, empfiehlt es sich, am Gebrauchtmarkt billig einen eigenen Kindersitz anzuschaffen. Im Taxi gilt die Kindersitzpflicht in Österreich und einigen anderen Ländern nicht, in Deutschland hingegen schon, in der Schweiz wird gerade eine Ausnahmeregelung diskutiert. Aufgrund der niedrigeren Unfallraten der durchschnittlich erfahreneren TaxilenkerInnen finde ich das Risiko auf kürzeren Strecken auch akzeptabel.

Tipps zu Kleinfahrzeugen und Transportbehelfen

Kinderwagen

Aus Sicht der Eignung für öffentliche Verkehrsmittel sind für Kinderwägen die folgenden Kriterien wichtig, die übrigens von sehr schicken und populären Marken am wenigsten erfüllt werden:
Selbst genähte, abnehmbare Taschen am faltbaren Reisebuggy
Wer nun mit der Kombination dieser und möglicher weiterer Anforderungen völlig verwirrt ist, dem oder der sei dazu geraten, zunächst einen gebrauchten Wagen zu kaufen und sich eventuell erst später für einen teureren, neuen Kinderwagen zu entscheiden, wenn man bereits eigene Erfahrungen gesammelt hat. Viel benutzte Kinderwagen überstehen in einem einigermaßen brauchbaren Zustand im Durchschnitt etwa ein Kind, manche halten länger, unser billigster No-Name-Buggy hat hingegen schon nach einem Jahr gestreikt.
Rückentrage

Diverse Tragehilfen

Kinder zu tragen statt zu schieben hat zwei wesentliche Vorteile: Erstens ist der Körperkontakt einfach schön für Kind und Elternteil, besonders eine Bauchtrage in den ersten Lebensmonaten schafft Nähe und Geborgenheit und ermöglicht sogar Stillen während des Tragens. Eine Rückentrage ist wiederum wegen der Aussicht sehr attraktiv. Zweitens ist man unvergleichlich flinker, wenn man nicht wegen dem Kinderwagen auf Lifte warten muss oder langsam schlendernde PassantInnen nicht überholen kann. Der große Nachteil des Tragens ist nahe liegend: Es ist anstrengender, insbesondere bei schon etwas größeren Kindern in einer Bauchtrage.
Es gibt zahlreiche verschiedene Bauchtragen, wobei rein textile Konstruktionen, mit denen das Kind relativ fest an den/die ErwachseneN gedrückt und von diesem gestützt wird, gegenüber solchen mit starren Elementen sowohl orthopädisch günstiger sind, als auch leichter und kompakter zusammenzupacken sind. Wir sind schlussendlich mit der auf Klettverschlusstechnik basierenden
"Marsupi"-Trage am glücklichsten geworden, die wesentlich schneller und leichter anzulegen ist, als die meterlangen Tragetücher, die wir zuvor verwendet hatten.
Rückentragen haben ein ähnliches Tragegerüst wie ein großer Wanderrucksack, dementsprechend sind schwerere Kinder damit leichter zu tragen. Außerdem verfügen sie im Gegensatz zu Bauchtragen doch über einen gewissen Stauraum.

Laufrad, Roller etc.

Mit dem Laufrad unterwegs
Ein unserer Erfahrung nach außerordentlich praktisches Gefährt ist ein Laufrad: Sieht aus wie ein Fahrrad, hat aber weder Kette noch Pedale, sondern wird direkt durch Abstoßen mit den Füßen am Boden angetrieben. Das Kind hat damit großen Spaß an der Fortbewegung und lernt nebenbei das Gleichgewicht zu trainieren, sodass es später leicht ohne Stützräder Rad fahren lernt. Der Vorteil ist zugleich auch der Nachteil: Die Kinder werden damit extrem schnell, das heißt man kommt zwar endlich auch mit Kind flott voran, man holt es aber auch nicht so leicht ein. Die Verkehrserziehung beginnt somit sehr früh, man muss bereits zweieinhalbjährige drillen, bei jeder Querstraße zuverlässig anzuhalten.
Roller sind zwar auf den ersten Blick ähnlich praktisch wie Laufräder, die Kinder lernen sie aber erst merklich später zu beherrschen, also tendenziell in einem Alter, in dem sie auch zu Fuß bereits ein akzeptables Tempo erreichen. Dreiradler und dergleichen werden wiederum noch früher mehr oder minder richtig bedient, sind aber auch mit Schiebestange im Alltag kaum praktikabel einsetzbar.

Kombinationen für Geschwister

Baby in der Bauchtrage, Laufrad am Kinderwagen
Der Vorteil von Laufrad und textiler Bauchtrage, dass sie relativ handlich sind, ist vorallem von Relevanz, wenn man gleichzeitig mit einem wenige Monate alten Baby und einem 2-3 Jahre älteren Geschwisterl unterwegs ist, das auch noch einen Tagschlaf braucht oder nicht genug Ausdauer für längere Wegeketten hat: Nähert sich die Schlafenszeit, wird das jüngere Kind vom Kinderwagen in die Bauchtrage genommen, das ältere Kind darf sich in den Kinderwagen legen und das Laufrad wird unten in den Kinderwagen hineingelegt oder über die Schiebestange gehängt. Auch ein Roller kann relativ einfach zusammengeklappt und mitgenommen werden, nicht jedoch ein Fahrrad oder ein Dreiradler.
Eine andere Lösung sind Geschwisterwagen, also für ein größeres und ein kleineres Kind optimierte zweisitzige Kinderwagen, oft mit Hintereinander-Sitzanordnung. Nachteilig ist dabei in erster Linie das relativ unförmige Fahrzeug, das schwer in kleinere Lifte passt oder über Stiegen zu tragen ist. Bei neueren Modellen wird zwar versucht, diesen Nachteil dadurch zu verringern, dass die Sitze nicht nur hintereinander, sondern auch untereinander überlappend angeordnet werden, wodurch allerdings der Laderaum fast vollständig entfällt. Ob sich ein Geschwisterwagen lohnt, bestimmen einerseits die örtlichen Gegebenheiten (z.B. Größe des Lifts), andererseits die durch Altersunterschied und geplante Kinderzahl bestimmten Nutzungsdauer dieser Investition.
Eine weitere Erfindung zur Geschwisterbeförderung sind Kinderwagentrittbretter (besser bekannt unter der Marke "Buggy Board"): Diese haben zwei eigene Rollen und werden zusätzlich im Bereich der Hinterräder am Kinderwagen montiert. Bei Erschöpfungserscheinungen des älteren Kindes kann sich dieses auf das Trittbrett stellen und mitschieben lassen, bei Nichtbenutzung kann das Trittbrett hochgeklappt werden. Ich habe nie ein solches Trittbrett verwendet, weil ich denke, dass es beim Schieben wohl noch störender sein dürfte, als von der Schiebestange hängende Einkaufstaschen. Außerdem ist es mir lieber, dem älteren Kind zuerst mit dem Laufrad die Bewegung schmackhaft zu machen und es, wenn es müde geworden ist, mit dem Liegen im Kinderwagen zu belohnen, als durch die Möglichkeit des Trittbretteinsatzes ständig Gehfaulheitsdebatten zu provozieren und mit dem Trittbrettstehen doch keine richtige Erholung anbieten zu können.

Rollkoffer, Handwagen, Bollerwagen

Der faltbare Bollerwagen "UlfBo"
Während die Kinder im Kinderwagenalter sind, fragt man sich gelegentlich: Wie soll das eigentlich gehen, so viel wie unten im Kinderwagen Platz hat händisch zu schleppen? Sobald die Kinder alt genug sind, um nicht mehr im Kinderwagen befördert werden zu müssen, sind für Reisen oder größere Be- oder Entsorgungen diverse handgezogene Fahrzeuge nützlich: Koffer und Taschen mit Rollen sind ja mittlerweile Standard geworden und auch beim traditionellen zweirädrigen Hand-Einkaufswagen siegt immer häufiger die Vernunft vor der Angst vor dem Alte-Leute-Image. (Wer damit Schwierigkeiten hat, dem oder der sei eventuell der designgetrimmte
"James Einkaufsbutler" zu empfehlen). Kostspielig und auffällig, zur Beförderung größerer (schlafender) Kinder oder von wirklich viel Gepäck aber sehr praktisch ist der vierrädrige, faltbare Bollerwagen "UlfBo".

Tipps zum Radfahren mit Kindern

Fahrradkindersitz

Mit einem Kindersitz bleibt das Fahrrad relativ handlich und wendig und das Kind hat Aussicht und kann mit dem Erwachsenen kommunizieren. Vorne zu montierende Kindersitze sind in vielen europäischen Ländern (z.B. Tschechien oder die Niederlande) sehr verbreitet und meines Wissens auch in Deutschland und der Schweiz erlaubt, nicht jedoch in Österreich. Ob hinten montierte Sitze wirklich sicherer sind, ist umstritten: Zwar ist das Kind bei einem Aufprall nach vorne besser geschützt, nicht jedoch bei einem Auffahrunfall oder wenn sich das Fahrrad über das Vorderrad überschlägt, zudem kann das Verhalten des Kindes (z.B. eigenmächtiges Losgurten) nicht überwacht werden. Im übrigen ist meines Erachtens juristisch nicht ganz geklärt, ob ein in einem anderen EU-Land gekaufter, vorne zu montierender Sitz nicht doch verwendet werden darf. Praktische Vorteile eines vorderen Sitzes sind, dass hinten mehr Platz am Gepäckträger bleibt und dass man besser mit dem Kind kommunizieren kann. Jedenfalls sollte aber auch ein vorderer Sitz mit Fußstützen, Rückenlehne und Gurten ausgestattet sein, und er sollte nicht an Lenker oder Gabel, sondern am ungelenkten Teil des Rahmens montiert sein, weil sonst das Gewicht des Kindes das Lenken erschwert und leichter zu Stürzen beim Abstellen und Manövrieren führt. Gegen letzteres hilft übrigens auch ein zwischen Gabel und Rahmenrohr montierter "Lenkungsdämpfer", dennoch sollte man keinesfalls ein Fahrrad mit (schlafendem) Kind am Kindersitz unbeaufsichtigt abstellen. Für Kinder zwischen 15 und 22 kg sind nur hinten zu montierende Kindersitze geeignet. Wenngleich zumindest in Österreich verboten, spricht meines Erachtens nichts dagegen, mit zwei Kindern am Fahrrad zu fahren (eines vorne, eines hinten, oder durch Montage zweier Kindersitze auf einem Lastenfahrrad mit verlängertem Gepäcksträger). Dringend abraten würde ich jedoch davon, mit einem Kind in Bauch- oder Rückentrage Rad zu fahren.

Anhänger

Mit einem Anhänger können problemlos zwei Kinder legal befördert werden. Weitere Vorteile sind der Wetterschutz und die meist erhebliche Zuladekapazität des Anhängers, der später auch als reiner Lastenanhänger weiterverwendet werden kann. Nachteilig ist die stark beeinträchtigte bis fehlende Kommunikationsmöglichkeit und die geringere Aussicht der Kinder. Um die Wirbelsäulen der Kinder zu schonen, sollte man ungefederte Anhänger nicht allzu prall aufpumpen und Fahrbahnunebenheiten langsam befahren, Gehsteigkanten am besten überhaupt nicht. Fast alle Anhänger werden mittlerweile im Bereich der Hinterradachse des Zugfahrrades angekuppelt, sodass dessen Gepäckträger frei bleibt.

Eigenes Kinderfahrrad

Nach den Erfahrungen mit dem Laufrad lernen Kinder meist im Alter von drei bis vier Jahren Fahrrad zu fahren. Zunächst kann relativ problemlos am Gehsteig gefahren werden, während die Erwachsenen neben- oder hinterher gehen. Das Spurhalten, Ausweichen und Anhalten ist aber bereits wesentlich schwieriger, als beim Laufrad, was auf schmalen oder sehr belebten Gehsteigen schon problematisch werden kann. Je größer das Kind und das Fahrrad wird, umso unpraktischer und bei höherem PassantInnenaufkommen auch gefährlicher wird es, am Gehsteig zu fahren, zudem wird das Kind zunehmend zu schnell, um hinterherzulaufen. Mit dem Erwachsenenfahrrad auch am Gehsteig mitzufahren würde die Gefährdung und Belästigung der FußgängerInnen nur noch steigern, auch würde ich davon abraten, dass der oder die Erwachsene auf der Fahrbahn fährt und das Kind am Gehsteig, weil so, gerade wenn dazwischen noch eine Reihe geparkter Autos ist, keine wirkliche Kommunikation und Beaufsichtigung möglich ist. Irgendwann ist es also Zeit, gemeinsam auf die Fahrbahn zu wechseln. Gerade die ersten Ausfahrten mit dem selbständig fahrenden Kind sind wohl unvermeidlich risikobehaftet und sollten auf schwach befahrenen Straßen stattfinden. Besonders heikel ist meiner Erfahrung nach die Spurhaltung, weshalb auch unmittelbar Fahrbahnbegleitende Rad- oder Gehwege gefährlich sein können. Ob man Kinder besser voraus oder hinterher fahren lässt, ist strittig, wo möglich ist es zweifellos am besten, das Kind oder die Kinder zwischen zwei Erwachsenen in die Mitte zu nehmen.

Selbst treten, aber nicht selbst steuern: Lösungen von Trailerbike bis Kindertandem

Tandem mit Trailerbike und Kindersitz
Tandem mit Tandem-Trailerbike
Ab etwa 6-7 Jahren sind Kinder kaum mehr praktikabel in Anhänger oder Kindersitz zu befördern, auf dem eigenen Rad sind sie aber bis ins Alter von etwa 10 Jahren nicht nur relativ gefährdet, sie sind auch wesentlich langsamer, als Rad fahrende Erwachsene. Für dieses Alter sind Lösungen ideal, bei denen das Kind zwar physisch schon zur Antriebsleistung beiträgt, aber noch nicht selbst steuern muss.
Nebenbei können alle diese Gespanne auch von einem/r Erwachsenen alleine gefahren werden, was Flexibilität schafft, z.B. um ein Kind wo abzuholen.
Als ultimativ universelle Lösung für Urlaub und Alltag schwebt mir das 3-in-1-Mehrzweck-Sonderfahrrad vor - vielleicht liest dies ja mal ein Fahrradkonstrukteur und lässt sich überzeugen...

Kosten von Verkehrsmitteln

Nachdem sich ums Geld immer trefflich streiten lässt, gibt es auch große Auffassungsunterschiede, wie "teuer" oder "billig" bestimmte Verkehrsmittel seien. Klar ist, dass Anschaffung und Besitz von Autos stattliche Summen ausmachen, manche Leute meinen aber, das würde sich langfristig auszahlen, weil Treibstoff billiger ist als (Einzel-)Fahrkarten. Laut Konsumerhebung der Statistik Austria gibt im Durchschnitt jedeR(!) ÖsterreicherIn über 2000 Euro für alles aus, was mit Auto zu tun hat. Umgerechnet auf die in Österreich verfahrenen Autokilometer kommt man damit etwa auf die Größenordnung des amtlichen Kilometergelds von 42 Cent, was je nach Fahrtelation und Ermäßigungsmöglichkeiten etwa dem doppelten bis zehnfachen von Einzelfahrkarten des öffentlichen Verkehrs entspricht. Freilich kann man einwenden, dass diese Statistik von teuren Luxusautos verzerrt ist, allerdings macht die Anschaffung nur etwa die Hälfte dieser Summe aus, der Rest sind laufende Kosten. Auch ein 12.000-Euro-Auto mit 12 Jahren Nutzungsdauer kommt unverzinst mit 1000 Euro jährlich gleich teuer wie zwei Jahreskarten für den öffentlichen Verkehr in Wien, ohne dass damit auch nur ein Monat Versicherung oder ein Tropfen Treibstoff bezahlt wäre. Auch die Ansicht, wenn ein Auto ohnehin vorhanden ist, würde jeder einzelne (zusätzlich) gefahrene Kilometer nicht viel kosten, stimmt nur zum Teil: Abgesehen von Autos, die fast gar nicht gefahren werden und "einrosten" sind die Lebensdauer bzw. der Wiederverkaufswert eines Autos stark vom Kilometerstand abhängig. Je häufiger mit einem Auto gefahren wird, umso öfter braucht es Reparaturen, umso früher wird die Anschaffung eines neuen fällig bzw. immer weniger Geld bekommt man dafür am Gebrauchtmarkt.
Sie meinen, Reparaturen kämen Sie billig, weil Sie alles selbst machen? Da sollten Sie damit rechnen, dass Kinder eine Neubewertung der eigenen Arbeitszeit erforderlich machen: Solange der Nachwuchs nicht begeistert schraubenschlüsselreichend die Garage mit Ihnen teilt müssen Sie dafür nämlich jene knappe kinderbetreuungsfreie Zeit investieren, in der Sie sonst vielleicht gearbeitet, andere Haushalts- oder Heimwerktätigkeiten verrichtet oder sich einfach erholt hätten. Der Wert einer Autoreparaturstunde ist daher eher irgendwo zwischen Ihrem Stundenlohn und jenem einer Kinderbetreuung oder Haushaltshilfe anzusetzen.
Ob Zug, Flugzeug oder Schiff billiger sind, hängt stark von der Komfortklasse und der Relation ab sowie davon, ob man die Kriterien für billige Tickets (frühe Planungssicherheit, langer Aufenthalt o.ä.) erfüllt. Sehr billig sind Fernbusse, mit Kindern aber tendenziell eine ähliche Qual wie billige Flüge mitten in der Nacht. Umgekehrt leistet man sich mit Kindern freilich auch eher eine Schiffskajüte oder Liege- oder Schlafwagenplätze, während man als jugendlicheR InterrailerIn noch auf Decksplatz oder nachts im Sitzwaggon gefahren ist. Oft ist auch das Alter der Kinder entscheidend: Diese fahren ja in den deutschsprachigen und den meisten mitteleuropäischen Ländern bis 6 gratis mit Bus und Bahn, mit Familien-VielfahrerInnenkarten teils sogar bis 15, im ach so kinderfreundlichen Frankreich hingegen nur bis 4, ebenso in Italien. Bei den ÖBB kann man mit der Familien-Vorteilscard sogar noch vergünstigt für jedes Kind einen Platz reservieren. Beim Flugzeug hingegen zahlt man ab zwei Jahren, sobald das Kind einen eigenen Sitzplatz braucht, fast Erwachsenentarif.
Diverse Kleinfahrzeuge, Anhänger oder Handwagen erscheinen zwar gemessen an ihrer Größe und dem dahinter stehenden technischen Aufwand manchmal unangemessen teuer, sind aber natürlich immer noch um Größenordnungen billiger, als wenn man andernfalls ein Auto bräuchte. Lediglich manche in Kleinserien erzeugte Sonderfahrräder kosten etwa so viel wie ein Fünftel Pkw.

Verkehrssicherheit von Verkehrsmitteln

So wichtig Verkehrssicherheit mit Kindern ist, so schwierig ist es aber auch, die generelle Gefährlichkeit verschiedener Verkehrsmittel seriös zu beurteilen. Klar ist, dass öffentliche Verkehrsmittel um Größenordnungen sicherer sind, als das Auto, aber wie scneiden die nicht motorisierten Verkehrsmittel ab? In absoluten Zahlen waren die meisten verunglückten Kinder im Auto unterwegs. Pro zurückgelegtem Kilometer hingegen dürften Fahrrad und zu Fuß gehen gefährlicher sein, allerdings geht man, wenn man kein Auto hat, deshalb ja nicht 15.000 Kilometer pro Jahr zu Fuß, sondern legt die längeren Strecken mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurück. Nicht zuletzt sollte man auch immer daran denken, dass man mit dem Auto auch eine Risikoquelle für die restlichen VerkehrsteilnehmerInnen darstellt: Wenn beispielsweise viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto zu Schule oder Kindergarten bringen, weil es ihnen zu Fuß zu gefährlich erscheint, dann bewirkt das erst recht unnötig viel Verkehr und oft unübersichtliche Verkehrssituationen rund um den Schul- bzw. Kindergartenstandort. Einen gewissen Unsicherheitsfaktor beim Autofahren mit Kindern stellt auch die Ablenkungswirkung von Kindern dar, nicht nur wenn sie aus Empörung über Langeweile und Bewegungsmangel im Kindersitz lauthals und herzzerreißend weinen, sondern auch weil sie etliche Jahre alt werden müssen, bis sie einsehen, dass der lenkende Elternteil nicht jederzeit herschauen oder etwas hergeben kann. Seit einer so bedingten beinahe-Kollision setze ich kein Kind mehr auf den Beifahrersitz, auch und gerade dann nicht, wenn ich mit den Kindern alleine fahre.
Verkehrserziehung ist zweifellos ein Kapitel für sich und würde den Rahmen dieses Ratgebers sprengen. Informationsmaterial zum Thema Verkehrssicherheit finden Sie beispielsweise auf folgenden Seiten:
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen ist ein erhebliches Restrisiko immer gegeben und es werden wohl die meisten Eltern von einzelnen Situationen berichten können, in denen nur noch der Schutzengel geholfen hat. Es muss auch nicht unbedingt zielführend sein, Kinder derart überzubehüten, dass sie sich erst spät und dann womöglich relativ plötzlich selbständig im Verkehr bewegen müssen. So haben beispielsweise viele Menschen einmal im Leben das Erlebnis, aus einer Kurve hinausgetragen zu werden - wenn das einem kleinen Kind mit dem Fahrrad passiert, sind die Folgen vermutlich geringer, als später mit Moped oder Auto. Im Zusammenhang mit den erwähnten Fahrzeugen und Hilfsmitteln ist schließlich noch zu empfehlen, dass bei der Benützung von Laufrad, Fahrrad und evtl. auch Roller ein Helm getragen werden sollte. Wenn Kinder beginnen, Wege alleine zurückzulegen, sollten sie dies zunächst nur zu Fuß und mit öffentlichen Verkehrsmitteln tun, bereits Tretroller stellen, auch am Gehsteig doch ein höheres Risiko dar, dass das Kind nicht rechtzeitig alles notwendige im Verkehrsgeschehen wahrnimmt.
Für viele Menschen überraschend entfallen übrigens nur 13% der bei Verkehrsunfällen verletzten und der getöteten Kinder auf den Schulweg, viel häufiger sind Kinderunfälle auf anderen Wegen oder in jüngerem Alter. Das bedeutet aber nicht, dass Bemühungen zur Schulwegsicherung unnötig sind, sondern es ist dies eher als deren Erfolg zu werten. Auch ist der Verkehr in der Stadt keineswegs gefährlicher, sondern aufgrund der geringeren Fahrgeschwindigkeiten sicherer, als am Land: In Wien werden bei Verkehrsunfällen ein Drittel weniger Kinder verletzt und weniger als ein Zehntel so viele getötet, wie im Österreichschnitt. Die Verkehrssicherheit ist somit ein weiterer Aspekt, der bei der Wohnstandortwahl zu berücksichtigen ist:

Schlusswort

Ich hoffe, mit diesem Ratgeber nicht die unschöne Stimmung zu verbreiten, Kinder wären in erster Linie eine Belastung, lediglich hat das Mobilitätsverhalten streckenweise einen erheblichen Einfluss auf das Auftreten und die Verarbeitung diverser Herausforderungen und Schattenseiten des Familienlebens, weswegen diese Aspekte hier vertieft behandelt wurden.
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