Nachteilig an Hecklenkung und Vorderradantrieb könnte aber sein, dass beispielsweise bei 10% Steigung, 20 kg Fahrrad und 80 kg FahrerIn nur etwa 25% des Gesamtgewichts auf den Antriebsrädern liegen. Damit die Räder in dieser Situation nicht durchdrehen, muss der Haftreibungskoeffizient noch mindestens 0,35 betragen. Das ist bei Regen noch realistisch, auf Schneefahrbahn wären bei dieser Steigung aber Ketten, Spikereifen, ein Ballastgewicht vorne am Fahrzeug oder ein E-Bike-Antrieb an den Hinterrädern nötig.
Bei der Hecklenkung ist die Spurbreite der Hinterräder etwas schmäler, als die der Vorderräder, damit auch beim Lenken die Fahrzeugbreite gering bleibt. Sollte sich die Hecklenkung nicht bewähren und eine Frontlenkung realisiert werden, müssten stattdessen die Vorderräder näher zusammenrücken und zwischen diesen würde Platz für das Lenkgestänge verloren gehen. Im Bereich der Hinterräder würde bei einer Frontlenkung dafür zusätzlicher Laderaum frei werden.
Antriebsstrang
Bei Hecklenkung und Vorderradantrieb ist die Schaltung ähnlich wie beim Brompton-Faltrad eine Schaltnabe zur Grobabstufung und eine Kettenschaltung als Feinabstufung, beispielsweise als gut abgestufte 9 Gänge.
- Pedal MitfahrerIn
- Antriebskette MitfahrerIn
- Umlenkrollen
- Differenzial
- Kettenspanner
- Zwischenkette
- Kettenwerfer
- Schaltnabe
- Antriebskette LenkerIn
- Pedal LenkerIn
Wird eine Frontlenkung realisiert, wird die Kraft vom Zahnkranz der vorderen Pedale wie bei einem gewöhnlichen Tandem über eine eigene Kette auf einen zusätzlichen Zahnkranz der hinteren Pedale übertragen. Von den hinteren Pedalen zu den Hinterrädern erfolgt die Kraftübertragung wie bei einem Reha-Dreirad (vorne ein Rad, hinten zwei) über eine gewöhnliche Ketten- oder Nabenschaltung und ein Differenzial in der Hinterachse.
Transport und Aufbewahrung

Die Sitze können mit Schnellspannern aus dem Rahmen entnommen werden, der Lenker kann in weitgehend horizontale Lage umgeklappt werden. Dank der kleinen Räder bleibt vom großen Tandem eine kompakte Basiseinheit, die auf zwei benachbarten Fahrrad-Hängeplätzen untergebracht werden kann. Neben der Aufbewahrung im Fahrradabstellraum eines Wohnhauses ermöglicht dies bei Radtouren den An- oder Rücktransport in den engen Fahrradabteilen üblicher Fernzüge.
Für wen es gedacht ist: Die Zielgruppen
Hauptzielgruppe: ländliche Kurzstrecken und Bike&Ride
Mit dem Fahrrad als Zubringerverkehrsmittel vergrößert sich der Einzugsbereich von Haltestellen des öffentlichen Verkehrs gegenüber dem Zugang zu Fuß bei gleicher Zugangszeit etwa auf die 10-fache bis 15-fache Fläche. Bike&Ride wäre daher eine sehr gute Lösung für eine effiziente und klimaverträgliche Verkehrserschließung in ländlichen und suburbanen Gebieten. Umfragen und Erhebungen zeigen aber, warum das Potenzial des Fahrrads außerhalb der Ballungsräume in Mitteleuropa weitgehend ungenutzt bleibt: Nur wenige Menschen sind bereit, vom Fahrrad als Alltagsverkehrsmittel abhängig zu sein. Auch der Lastenradboom der letzten Jahre hat in erster Linie in den Großstädten stattgefunden, in denen jederzeit gute öffentliche Verkehrsmittel als Alternative zur Verfügung stehen und Einkäufe zur Not auch zu Fuß heimgetragen werden können. Zu den meistgenannten Gründen, nicht mit dem Fahrrad zu fahren, zählen die Wetterempfindlichkeit und zu wenig Transportkapazität. Die wichtigste neue Funktion des Universal-Lastentandems ist daher der Wetterschutz in Kombination mit großem Laderaum.
Synergien mehrerer Zwecke
Als Alltags-Familienfahrzeug wächst das Universal-Lastentandem insofern mit, als für die Kinder zunächst Plätze in der großen Transportbox vorgesehen sind und sie später am Vordersitz mittreten können. Die auf den ersten Blick teure Anschaffung wird so durch eine längere Nutzungsdauer gerechtfertigt. Für NutzerInnen, die das Fahrrad nicht nur für alltägliche Kurzstrecken, sondern auch für touristische Ausflüge und Radtouren nutzen stellt das Universal-Lastentandem ebenfalls eine mehrfach genutzte Investition dar.
Synergien verschiedener Zielgruppen
Das Universal-Lastentandem hat als ländliches Kurzstreckenverkehrsmittel zwar den größten ökologischen Mehrwert, ist aber dank Wetterschutz und platzsparender Aufbewahrung und Transport auch für Menschen interessant, die hauptsächlich in der Stadt oder im Urlaub Rad fahren. Durch diese Nachfragebündelung kann eher in wirtschaftlichen Stückzahlen produziert und ein attraktiver Preis erzielt werden, insbesondere wenn sich die ländliche Sonderfahrradnutzung nur langsam durchsetzen sollte.